Pflege und Betreuung

Versorgungszentrum für schwerstpflegebedürftige jüngere Erwachsene

Leben als „Dasein für andere“ – diese ethische Forderung des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer ist das Leitbild der Arbeit im Haus am Stadtwald. Dabei verstehen wir den diakonischen Auftrag bewusst als ganzheitlichen Dienst für den hilfsbedürftigen Menschen. Er umfasst neben den pflegerischen und betreuenden Aufgaben ebenso die seelsorgerische Begleitung. Unser Selbstverständnis und Menschenbild gebietet es, den Menschen in seiner Gesamtheit als Individuum anzunehmen. Seine Bedürfnisse und Wünsche sind zu respektieren. Jeder Bewohner des Hauses kann und soll seinen Lebensalltag so frei und eigenverantwortlich wie möglich bestimmen.

Daraus leiten wir konkrete, an der individuellen Situation ausgerichtete Pflegeziele für unsere Bewohner ab:
  • die gezielte Erhaltung und Verbesserung des Zustands der Bewohner sowie die Erweiterung ihrer Mobilität und Kommunikationsfähigkeit,
  • die Vermeidung sekundärer Komplikationen (z. B. Kontrakturen, Dekubitus, Infektionen),
  • die Linderung der Krankheitsfolgen bei chronisch-fortschreitenden Erkrankungen,
  • die Ermittlung und Förderung von Rehabilitationspotenzialen,
  • die Erhaltung und Förderung der familiären und sozialen Bindungen und Beziehungen.

Diese Ziele versuchen wir mit dem Strukturmodell umzusetzen. Das bedeutet für das Haus am Stadtwald:
  • Die Gesamtheit der körperlichen, geistigen und seelischen Ressourcen und Probleme des hilfebedürftigen Menschen werden in einem individuell geplanten Prozess erfasst, zielgerichtet und wirtschaftlich effektiv gestaltet und durch ein differenziertes Dokumentationssystem unterstützt.
  • Die Organisation des Hauses, die Abläufe in den Wohnbereichen sowie die aller angrenzenden Fachbereiche orientieren sich an dem gewohnten Tagesablauf und Bedürfnissen des Kunden.
  • Die Mitarbeiter aller Bereiche des Hauses arbeiten kooperativ und wertschätzend zusammen.
  • Angehörige, Betreuer, Ärzte und Seelsorger werden als Partner im gemeinsamen Bemühen um das Wohlergehen der Bewohner verstanden.
  • Die Mitarbeiter sind zur regelmäßigen Fortbildung verpflichtet, um den hohen fachlichen und qualitativen Anforderungen gerecht zu werden.

Aus dem gewählten Pflegemodell ergibt sich ein Pflegesystem auf der Grundlage der Bezugspflege. Das Bezugspflegesystem stellt heute den pflegewissenschaftlich anerkannten Standard dar. Es sichert eine enge, individuelle Beziehung zum Bewohner und fördert die Berufszufriedenheit der Mitarbeiter. Jedem Bewohner wird dauerhaft und unabhängig vom Dienstplan eine Pflegefachkraft zugeordnet, die den gesamten Pflegeprozess koordiniert. Sie ist Ansprechpartner für die Angehörigen. Auf Grund der weitgehenden und komplexen Bedarfssituation unserer Bewohner wird eine Bezugspflegekraft für zwei bis vier Bewohner zuständig sein, um eine individuelle, koordinierte Versorgung auch sicherstellen zu können.

Therapie

Die vielfältigen und komplexen Problemstellungen unserer Bewohner machen Angebote im pflegetherapeutischen und behandlungspflegerischen Bereich zwingend erforderlich, die über grundpflegerische und zustandserhaltende Tätigkeiten weit hinausgehen und von einem hochqualifizierten interdisziplinären Therapeutenteam in Kooperation mit dem Ambulanten Neurologischen Rehabilitationszentrum Bonn durchgeführt werden. Dabei stützen wir uns auf Konzepte
  • der Basalen und Multimodalen Stimulation
  • der Therapie nach Bobath
  • der Kinästhetik
  • der Affolter-Konzeption
  • der Musik- und Kunsttherapie
  • der Neuropsychologie

Alle Maßnahmen zur Förderung des Bewusstwerdens und der Kommunikation sind tägliche Bestandteile aller pflegerischen Maßnahmen und werden durch verordnete Therapien ergänzt wie z.B.
  • Ergotherapie
  • Logopädie
  • Krankengymnastik/Physiotherapie
  • Psychotherapie

Diese Therapieformen werden durch eigene Fachkräfte, aber auch durch externe Therapeuten mit ärztlicher Verordnung geleistet. Unser Haus hat für die therapeutischen Angebote und den Sozialen Dienst 9,2 Vollzeitpersonalstellen mit den Kostenträgern vereinbart.

Ein wichtiges Augenmerk liegt auf einer erweiterten Behandlungspflege. Spezielle Bereiche, wie die Überwachung der Atmung (Pulsoxymetrie, endo-tracheales Absaugen, Tracheostomapflege), Pflege und Ernährung bei liegender PEG erfordern spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten, die unsere Pflegekräfte hier einsetzen werden. Gegebenfalls ist es notwendig, im Bereich der Ernährung einen Diätspezialisten hinzu zu ziehen.

Im Interesse einer integrierten Versorgung der Bewohner kooperieren wir mit einer Fachärztin für Neurologie und Rehabilitation und arbeiten zudem mit den umliegenden Akutkliniken, niedergelassenen Vertragsärzten, vor allem aber Rehabilitationseinrichtungen eng zusammen. Selbstverständlich wird die freie Arztwahl unserer Bewohner durch diese Kooperationen in keiner Weise eingeschränkt.

Sozialer Dienst

Uns ist bewusst, dass die Bewohner ein Leben mit schwersten körperlichen Beeinträchtigungen führen müssen, die zu einem weitgehenden Verlust eigener Handlungsmöglichkeiten führen. Gerade Menschen, deren kognitiv-geistige Fähigkeiten noch vorhanden sind, geraten darüber häufig in seelische Krisen. Um diese Situationen besser bewältigen zu helfen, stehen die Mitarbeiter des Sozialen Dienstes zu Verfügung. Ihnen geht es um
  • Hilfen zur psychischen Stabilisierung
  • Entwicklung und/oder Erhaltung der selbstständigen Lebensweise
  • motivierende Maßnahmen zur Förderung der alltäglichen Aktivitäten
  • Tages- und Freizeitgestaltung.

Dabei ist die enge Einbindung der Angehörigen und der Freunde von entscheidender Bedeutung. Sie sind für den Bewohner die vertrauten Menschen, auf deren Begleitung er angewiesen ist. Es ist für einen Angehörigen oftmals schwierig, mit der gesamten Situation umgehen zu können. Die Mitarbeiter des Sozialen Dienstes versuchen hier, mit Einzelgesprächen und regelmäßigen Angehörigenabenden entlastend zu wirken.

Oberstes Ziel im Sinne der Bewohner ist es, eine weitest gehende Normalisierung der Lebensumstände zu erreichen. Hierzu gehört es im Rahmen der psychosozialen Betreuung und sozialen Integration auch, regelmäßige Gruppenausflüge und Besuche kultureller Veranstaltungen zu organisieren. Ebenso können alltagspraktische Tätigkeiten angeboten werden. Alle Aktivitäten für die Bewohner werden daraufhin überprüft, ob sie eher als Einzel- oder Gruppenangebot gemacht werden.

Schließlich koordiniert und moderiert der Soziale Dienst die Mitwirkung ehrenamtlicher Helfer. Diese ist ohnehin wünschenswert, aber vor allem dann, wenn Angehörige nicht oder nicht in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen. Ihre Mitarbeit wird durch gezielte Ansprache und Motivation angeregt. Dies geschieht u.a. über Kontakte zu Vereinen sowie eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit.

Seelsorge

Als diakonische Einrichtung messen wir der seelsorgerischen Betreuung eine besondere Bedeutung bei. Es besteht deshalb eine enge Zusammenarbeit mit den örtlichen Gemeinden. In die Arbeit werden auch ehrenamtliche Helfer mit einbezogen.

In persönlichen Gesprächen erhalten die Betroffenen und ihre Angehörigen Unterstützung, Zuspruch und Trost. Bei der Sterbebegleitung und als Gesprächspartner bei ethischen Fragestellungen organisieren wir seelsorgerliche Hilfe.

Das Haus steht selbstverständlich für Menschen aller Glaubensrichtungen offen.